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Utagawa Hiroshige - „Die 53 Stationen des Tōkaidō“

Die 55 Bilder der Holzschnittserie „Die 53 Stationen des Tōkaidō“ des japanischen Künstlers Utagawa Hiroshige (1797-1858) sind Inhalt eines kulturübergreifenden Kontaktes des Ensemble shtetl. 55 zirka einminütige kammermusikalische Improvisationen werden in unterschiedlichen Duo- und Trio-Besetzungen mit einer Ikone der japanischen Kunst verknüpft.

Die Mitglieder des Ensembles shtetl treten aber nicht in traditioneller japanischer Kleidung auf oder benutzen historische japanische Instrumente: der Kontakt geschieht über Jahrhunderte hinweg aus der radikalen Gegenwart. Europäisch vorgebildete Menschen tauchen in die ganz fremd scheinende Welt der Holzschnitte ein, in denen Hiroshige einen alten Postweg und seine Stationen beschreibt.

Aus der gegenwärtigen Zeit der global-beliebigen Mobilität aller Dinge und Daten geht der Blick in eine versunkene Epoche, in der die Zustellung von Postsendungen mehr war als eine Warenlieferung. Sprechen wir Heutigen schon von einer Art Mobilitäts-Pandemie, mögen die Damaligen, erst recht in einem anderes strukturierten Kulturkreis verwurzelt und erst seit kurzem im Kontakt mit dem „Westen“, die neuen Distributionsmöglichkeiten sehr begrüßt haben.

Das Reisen als Selbstzweck erscheint Weltenbummlern oft erstebenswert. Warenlieferungen exakt zu organisieren war in vergangenen Zeiten entscheidend für eine stabile staatliche Struktur, wie z.B. die Römerstraßen, die Erfindung der Post oder die der Eisenbahn. Noch historisch ganz frisch zeigen Hiroshiges Werke mehr als den Transportvorgang: die Menschen im Bereich der Stationen, das turbulente Leben, die Weite und Schönheit eines nicht mehr in dieser Weise sichtbaren Landes.

Die Musik des Ensembles sthetl wirft einen neugierigen Blick in die Gegenwart der Erfindung durch die Inspiration aus der Vergangenheit, ohne sich anzubiedern an Klischees aus Geisha und Kaisertum. Dem Dalai Lama wird diese Idee zugeschrieben: „In deinem Leben gibt es genau zwei Tage, an denen du nichts tun kannst: gestern und morgen“. Dies gilt auch für das pure Hören der Musik von shtetl

Besetzung:

Janin Roeder | Gesang

Maria Jarovaja | Flöte

Markus Emanuel Zaja | Klarinette

Ralf Kaupenjohann | Akkordeon

Christoph Lahme | Harmonium

Hubert Poggel | Kontrabass