Artists 2015
Platzhirsch Duisburg // Artists 2015
Platzhirsch Duisburg
Selten klang weißer Gospel so wahrhaftig und bizarr zugleich, nie waren Country, Punk und echte Himmelfahrt so sehr eins wie bei der Dad Horse Experience.
Manche Dinge brauchen ihre Zeit: Erst mit 40 Jahren begann Dad Horse Ottn auf einem geschenkten Tenorbanjo Musik zu machen, beseelt davon, seiner spirituellen Suche einen Klang zu geben. Hawkwind, Washington Phillips und Johnny Cash gaben ihm Geleit.
Ottn selbst singt und klingt dabei eher wie ein Hank Williams, der nicht schon vor seinem 30. Geburtstag auf dem Rücksitz seines Wagens an einer Überdosis starb. Wobei auch das nicht auszuschließen gewesen wäre.
Seitdem zieht Dad Horse Ottn sein Ding durch. Zum Banjo kamen noch Basspedal und Kazoo. Auf diesem Instrumentarium hat er sich inzwischen eine Qualität erarbeitet, die umstandslos Gänsehaut erzeugen kann.
Er selbst nennt seine Musik "Keller-Gospel", andere sprechen von "Dark Roots" oder "Underground Gospel". In der rudimentären Begleitung seiner Songs, in der Klage seines Gesangs schwingt die spartanische Intensität des weißen Folk aus den Appalachen mit.
Seine Lyrik verhandelt inbrünstig die sengende Selbstkritik der gequälten Sünderseele, nicht ohne regelmässig einen kräftigen Schluck aus der Pulle abgründigen Humors zu nehmen. Und doch meint der Mann es am Ende todernst, wenn er fleht: "Lord Must Fix My Soul - Turn The Shit Into Gold."